Sonntag, 27. Januar 2019

Warum benötige ich eigentlich eine Stunde pro digitalisierter CD?!

Wahnsinn, mein Blog ist ja immernoch online abrufbar! Er wurde noch nicht wegen ewiger Nichtnutzung einfach gelöscht?! Time to celebrate! Ich dachte mir: Einen Post im Jahr kann man ja dann doch mal raushauen - erledigen wir das also direkt im Januar und dann haben wir alle unsere Ruhe, nicht wahr??

Naja, ganz so war es dann doch nicht... aber tatsächlich kommt mir die Zeitspanne seit dem letzten Beitrag im August 2018 absolut nicht so lang vor, wie sie mir durch den Kalender vermittelt wird. Damals ging es um Tapedigitalisierung und being fancy in der S-Bahn... Themen, die ich - ich muss es zugeben - seitdem wieder eher weniger verfolgt habe. Wie schon befürchtet (und im letzten Post ja auch schon hellseherisch prophezeit): Natürlich habe ich der Digi-talisierungswelle der Tapes nicht stand gehalten und musste mich nach nur 14 Bändern meinem Tapedeck geschlagen geben; plötzlich klangen alle Aufnahmen irgendwie sehr dumpf und ich fand heraus, dass das Deck dringend neue Riemen benötigt: Die Gummiteile sind einfach recht abgenutzt und daher wird das Band nicht mehr mit dem notwendigen Druck und in der exakt richtigen Position geführt und somit fehlerhaft "ausgelesen". Das ist alles nichts Schlimmes, ein simpler Austausch der abgenutzten Teile sollte das Problem beheben - und einen Laden, der dies wohl professionell leisten kann, habe ich auch bereits ausgemacht. Wie immer muss man sich jetzt also nur noch durchringen, die Geräte mühselig dorthin zu bringen - und ein paar Dollar sollte man dabei natürlich auch mit sich führen. Kommt Zeit, kommt Bandsalat...



Nun, lasst uns nicht länger über die Versäumnisse und Missetaten des vergangenen Jahres reden - was interessiert mich mein Geschwätz von gestern! Das Thema Digitalisierung verfolgt mich in einem etwas anderen Kontext schon seit Anbeginn der Zeit, nämlich im Bereich der CDs... schon als Teenager wollte ich meine Musik auch digital am PC verfügbar haben, z.B. um sie so problemlos auf meinen damaligen iPod ziehen zu können. Das ganze habe ich - ähnlich wie im Bereich der MCs... - ungefähr einhundert Mal begonnen und höchstens mal temporär erfolgreich beendet - zum Schluss blieb ich aber dann nie up to date, oder mein Computer crashte und alles war weg... Sowas wie eine Doppelsavestrategie, externe Festplatte etc. (für Clouds bin ich heute noch nicht bereit ;)) war mir damals irgendwie noch nicht so geläufig. Wie auch immer: Aus Fehlern lernt man bekanntlich ja...
manchmal...
ein wenig!
(Außer natürlich aus Fehlern, die man innerhalb von Kneipen und Brauereiausschänken begeht: Aus denen lernt man nie etwas und wiederholt sie stetig bis in die Unendlichkeit! Aber zum Glück digitalisiere ich meine Alben ja nicht am Tresen, sondern am Schreibtisch...)

Irgendwann nutzte ich immer häufiger das Programm 'Audacity' (welches ihr ja als Screen auch schon im MC-Post sehen konntet) und beschäftigte mich ein wenig mit 'Audiotheorie' - Bit rate, Bit depth, Dynamic Range, RMS usw. Quasi: 'Wie wird Musik eigentlich wiedergegeben?' für Dummies!
Worauf ich hinaus will: Ich fing vor ein paar Jahren an, mir Gedanken darüber zu machen, weshalb ich manche Alben lieber und viel öfter höre, als andere - abseits von so einleuchtenden und offen-sichtlichen Kriterien wie der musikalischen Qualität usw. Es ging mir mehr darum, warum manche Alben einfach auf allen Anlagen die ich bis dato ausprobiert hatte so "gut" und angenehm klangen - und warum manche Alben nach einiger Zeit nervten oder anstrengend für die Ohren wurden. Kurz: Warum kann man eine alte 80er-Jahre-CD meistens voll aufdrehen und will dann eigentlich immer noch lauter machen, während fast alle CDs ab Mitte der 90er irgendwie schrill und unangenehm penetrant werden, wenn man den Regler mal richtig aufreißt? Keine Sorge! Ich will jetzt hier keine Diskussion über den Loudness War starten - mit dem das Thema natürlich offensichtlich aber zusammenhängt - und auch keine Techniktheorie für Arme betreiben. Es geht mir nur darum, was ich im Zuge meiner CD-Digitalisierung zu tun begonnen habe...

Musikhören ist immer ein kleiner Qualitätskampf: Jede Komponente und zig Faktoren spielen eine Rolle und ja, es könnte immer NOCH besser klingen. Davon darf man sich nicht wahnsinnig machen lassen, sonst will man irgendwann einfach gar keine Musik mehr hören und liest nur noch Bücher - ich weiß leider, wovon ich da rede! Aber es gibt natürlich einige Faktoren, die so obvious sind, dass man sie stets im Auge behalten sollte, denn sonst macht das Musikhören aufgrund mangelnder Grundvoraussetzungen schnell auch wieder keinen Sinn mehr. Hinsichtlich der Digitalisierung von digitalen Audio-informationen (was für ein paradoxer Shit!) ist die Wahl des Formats eine solche - sozusagen der eine, alles entscheidende Grundstein für jede aufstrebende digitale Musikbibliothek.
Ich weiß, dass man hunderte CDs betiteln und einlesen kann, um dann eines Nachts vorm Rechner zu sitzen und herauszufinden, dass es doch einen gravierenden Makel am verwendeten Format gibt. Das findet man - wie gesagt - halt immer erst später heraus... Ich habe daher komplett aufgehört, auch nur an lossless-Formate zu denken (geschweige denn komprimiertes Zeugs!) und lese alle CDs nur noch als .wav-Dateien ein, rippe sie also sozusagen einfach native. .wav-Dateien lassen sich (wenn gewünscht oder notwendig) in alle gängigen Audioformate umwandeln und erleben kein "Trenddasein" wie einige andere Formate, mit denen man nach einigen Jahren quasi nichts mehr anfangen kann, weil nichts und niemand sie mehr supportet. .wav ist einfach das Datenformat der CD, keine Manipulationsfaktoren sind im Spiel und das Format bietet einem daher die volle Bandbreite aller Möglichkeiten, was man mit den Daten letztlich dann eigentlich anfangen will.

Wenn man viel mit Audacity aufnimmt oder auch sonst arbeitet, kommt man natürlich eines Tages auch mal auf die Idee, einen digi-talisierten Song dort einzufügen, um zu schauen, wie die Audiokurve so aussieht. Schnell entwickelt sich dann eine Vergleichskultur: Wieso sieht dieser Song so "natürlich" aus, atmet und lebt sozusagen, während andere Songs einfach einer gigantischen Brickwall gleichen, in der alles gleichlaut gezogen wurde. (Ich möchte dazu vehement Pink Floyd's Forderung: "Tear down the wall!" unter... öhm mauern!) Wie gesagt: Thema Loudness War vergessen wir jetzt einfach mal! Man fängt aber auf jeden Fall für sich selbst an, Zusammenhänge zwischen Dynamik, Lautstärkelevel, Kurvenbild und Audioqualität zu begreifen: "Komisch, fast alle CDs, die irgendwie anstrengend klingen, haben überhaupt keine Dynamic Range!" und "Wow, diese 1983er ABC-CD [die Rede ist von Beauty Stab] klingt nicht nur ganz fantastisch, sondern sieht auch noch genau wie ihr Vinyl-rip aus!"
- Ja, meine lieben Freunde, machen wir es kurz: Man beginnt zu verstehen, wie wichtig ein vernünftiger RMS-Wert ist!

Dazu ein kurzer Ausschnitt aus der deutschen Wikipedia (Suchbegriff: "Musikleistung"):
"Der Effektivwert wird als eine Form des quadratischen Mittelwerts und abgekürzt auch als RMS für englisch Root Mean Square bezeichnet. Die RMS-Leistung ist die mittlere Leistung über einem vorgegebenen Frequenzband, wobei das Signal, aus dem die RMS-Leistung errechnet wird, ein rosa Rauschen innerhalb des Frequenzbands ist."

Was habe ich daraus nun für meine eigene Digitalisierung abgeleitet? Ich besaß plötzlich ein Tool, um - wenigstens theoretisch - dafür zu sorgen, die beste verfügbare Fassung eines jeden Albums zu besitzen. Mit dem "TT DR Offline Meter" (siehe Bilder unten) lassen sich die Durchschnittswerte eines jeden Songs einzeln anzeigen und stellen somit die Abbildung als Kurve in Audacity in mathematischer Weise dar - Werte, die man prima zum Vergleich zwischen Originalauflage, Reissue(s) und Remaster(s) eines jeden Albums nutzen kann!
Ich habe das alles dann sozusagen standardmäßig für mich eingesetzt und habe begonnen, jeden Song eines jeden Albums auszumessen und diese Messungen für mich zu notieren. Ein absolutes Mammut-Projekt, dass derzeit bereits genau 569 von meinen etwa 1100 CDs beinhaltet. Dies ist das Digitalisierungsprojekt, dass ich wirklich verfolge und steig fortführe und auch beenden und dann up to date halten werde! Auf diese Weise weiß ich vor dem Beginn einer CD bereits, auf welche Stellung ich den Lautstärkeregler stellen muss, um eine von Album zu Album gleichbleibende Durchschnittslautstärke zu erzielen und - viel wichtiger! - ich kann durch langjährige Erfahrung quasi vor dem Hören einer CD schon abschätzen, wie in etwa sie auf mich wirken wird.

Dafür braucht man natürlich Kriterien hinsichtlich der Auflistung: ich habe ganz subjektiv und ohne theoretisches Fundament für mich die Trennwerte -8,5dB und -9,5dB "herausgehört". Das heißt: Alle Alben mit einem durchschnittlichen RMS-Wert kleiner -8,5dB sind im "roten Bereich" angesiedelt und tendieren zum anstrengend sein. Die CDs zwischen -8,5dB und -9,5dB sind quasi die "transition zone", sozusagen "gelber Bereich", und klingen alle schon mal ganz okay. Wirklich vernünftiger Sound (jetzt mal ganz vereinfacht und nur hinsichtlich dieser Werte gesprochen) beginnt in etwa ab -9,5dB - das Limit nach oben ist da natürlich fast grenzenlos und ab gewissen hohen Werten verändert sich vom Hörempfinden her auch nicht mehr so viel - sprich: Ob ein Album nun -14 oder -16dB RMS besitzt, ist fast egal, beide Versionen werden transparent und dynamisch klingen. Doch der Unterschied zwischen -6 und -8dB ist beispielsweise subjektiv riesig: Der eine Wert verdammt das Album quasi zur nur-Kopfhörer-Musik (dort scheint der RMS-Wert keine so prägnante Rolle auf mich zu spielen, ich weiß nicht, weshalb), während man mit -8dB immerhin schon ganz gut Spaß vor der Anlage haben kann.

Natürlich gibt es tausend Faktoren, die diese Zahlen teilweise relativieren: Beispielsweise sind die RMS-Werte bei elektronischer Musik nicht so wichtig, da digitale Sounds und künstliche Bässe weniger zum Verzerren tendieren, als klassische E-Gitarren und organische Drums. Techno/House mit einer Dynamic Range von -5 bis -6dB wird nicht fantastisch, aber doch ganz ordentlich klingen, wenn es dementsprechend gut produziert wurde. Dasselbe lässt sich für Rockmusik niemals sagen: Es gibt schlicht kein Rockalbum mit Werten von etwa -5 oder -6dB, welches es klanglich mit den großen Werken aufnehmen kann. Meine subjektiven Trennwerte orientieren sich aufgrund meiner persönlichen Hörvorlieben daher auch stark an der Rockmusik - welche eben erst ab etwa -8,5dB RMS vernünftig zu klingen beginnt und ihr Maximum wohl roundabout bei -12 bis -15dB hat (danach passiert, wie bereits gesagt, nicht mehr so viel).
Dass RMS-Wert nicht gleich finale Soundqualität ist, ist natürlich klar und soll hier nur noch einmal abschließend Erwähnung finden - wie gesagt: da spielen unzählige Faktoren mit rein, jedoch bietet die Dynamic Range-/RMS-Methode immerhin einen nachweisbaren und mathematischen Ansatz, um subjektive "Hörprobleme" visuell darstellen zu können.

Abschließend mein bebildertes Procedere bei der CD-Digitalisierung im Überblick:

Einlesen der CD via 'Exact Audio Copy' (EAC)
Einordnung in meinen CD-Ordner
Ermittlung der wichtigsten Werte via 'TT DR Offline Meter'
Übernahme dieser Werte in meine Text-Datenbank sowie Errechnung der durchschnittlichen RMS- sowie Dynamic Range-Werte
(Zusätzlich, wenn nötig, das Herausschneiden sämtlicher "Stillepausen" vor Hidden-/Bonus-Tracks etc. via Audacity, welche die Werte [insbesondere die RMS-Werte] verfälschen würden. Auch "unmusikalische" Tracks, die keine "richtige" musikalische Darbietung darstellen (Skits, Intros, Outros etc.) werden dabei oft nicht einberechnet - oder wenigstens aber mit dem vorhergehenden oder nachfolgenden Song, zu dem ein gewisser kontextueller Bezug besteht, zusammengezogen.)

Eintragung dieser Durchschnittswerte in mein Ranking
Erstellung eines "Releaseverlaufs"
(Welche Fassung des jeweiligen Albums liegt mir vor? Gibt es ein Reissue/Remaster? Erschien das Album auch auf MC und/oder als LP? [weitere Releaseformen wie digital download, 8-track usw. berücksichtige ich nicht], erschien das Album in anderen Ländern und wenn ja: mit Bonustracks/-material? Naja, halt alles, was irgendwie für einen Sammler bedeutsam sein könnte - ohne es dabei vollkommen zu übertreiben...)

Eintragung der CD in meine komplette, medienübergreifende Albumliste
(Unter Berücksichtigung weiterer Faktoren: In welcher Art Hülle/Verpackung erschien die CD (Digipak, Doppel-CD etc.); ist es eine limitierte Auflage o.ä.? Weiterhin: Eintragung der Katalognummer.)

Physisch: Austausch beschädigter, zerkratzter oder stark verschmutzter CD-Hüllen/-Trays

That's it for now! Ich kann nicht mehr... ;)