Dienstag, 7. August 2018

Achtung beim Betreten der S11 - der fancy Tapeboy treibt wieder sein Unwesen!

So langsam driftet das hier ja schon irgendwie alles ab: Ursprünglich als Vinyl-Blog mit gelegentlichen Ausflügen in thematisch benachbarte Gefilde konzipiert, finden sich hier mittlerweile wohl mehr Posts zu anderen Themen, als zum eigentlichen schwarzen Gold... aber nun ja, das ist eben einer der Vorteile, wenn man nur so für sich selbst ein wenig schreibt: Merkt nämlich eh keiner! Außerdem: bei der Musik bleiben wir natürlich stets!
Und vielleicht benenne ich den Blog ja bald in "Was geht eigentlich gerade so rund um meine Anlage ab?!" um...

Yo, das bringt uns auch gleich zu der Frage, was momentan wohl gerade so rund um meine Anlage abgeht - Danke der Nachfrage! - Also... die immerfort währende Hitzewelle des Grauens ™ lies mich zuletzt etwas nervös in meinem Zimmerchen umherblicken: Kaum hat man nämlich mal alle seine LPs vor brutaler Sonneneinstrahlung hinter Vorhängen und sonstigen, speziell dafür errichteten Barrikaden in Sicherheit gebracht, fällt einem auch mal wieder ein, dass die Wärme auch nicht sonderlich gut für MCs und VHS-Kassetten sein kann... Nun, das ist ein anderes Thema und in Ermangelung einer Klimaanlage lässt sich da auch konkret nichts beheben - aber die Nachwirkungen dieser Überlegungen waren trotzdem fruchtbarer Natur, denn flugs grub ich endlich mal wieder ein paar MCs aus dem Regal aus und spielte sie unterwegs ganz fancy (hence the title!) in meinem Walkman ab...




Natürlich rief dieser glorreiche Vorgang unbändige Freude in mir hervor und zur Feier des allgemeinen Lebendigseins kaufte ich mir am Bahnhof noch ein Bier und sonstigen Retrokrempel und fuhr etwas zwecklos mit der Bahn umher, um der gierigen Meute mein krasses technisches Gadget unter die Nase zu reiben!




Nachdem dies alles erfolgreich geschehen war, durchdachte ich die Chose aber noch einmal eindringlich und befand, dass zwingend irgendeine Form der Systematisierung notwendig werden würde, würde ich den großen Spaß des Tapehörens längere Zeit aufrecht erhalten wollen - denn in aller Regel verschwinden die MCs nach etwa zwei Wochen wieder in meinem Regal und schlummern dort dann weiter traurig vor sich hin...
Ich wollte diesmal aber endlich mehr: Mehr Input! Mehr Tapeaction, sozusagen! - Also beschloss ich, den seit Ewigkeiten grob umfassten Digitalisierungsprozess endlich konkret anzugehen und meine Bänder vor dem stetig fortschreitenden physischen Verfall zu retten. Tapedecks habe ich zwei im Haus, sie stehen auch beide brav seit Jahren in meinem Anlagenschrank... und wurden fast nie benutzt...




Ich machte mich also daran, sie wieder "fit" zu machen - was im Grunde einer Farce gleichkam, denn sie funktionierten direkt einwandfrei... aber ja, man will ja ein gutes Gefühl vorm endgültigen Digitalisieren haben und reinigt also noch einmal eingehend die Tonköpfe und entmagnetisiert diese auch gleich. Dann erfolgten erste Probeaufnahmen von je 3 Tapes mit beiden Geräten, um herauszufinden, welches besser klingt bzw. den insgesamt besseren technischen Eindruck hinterlässt...




Dabei stellte sich heraus, dass das im oberen Bild obenstehende Deck (Technics RS-B505) zwar ganz gut klingt, aber dann doch ein wenig schnell unterwegs ist - pro 4-Minuten-Song "spart" sich das Tapedeck etwa 3-4 Sekunden: Ein typisches Problem bei älteren Decks mit noch nie getauschten Riemen und ohne Quartz-Direktantrieb: Der Anpressdruck auf das Band lässt durch Abnutzung einzelner Bandführungskomponenten nach und somit läuft das Band zu schnell durch. Hören tut man das (ohne perfektes Gehör zumindest...) beim Abspielen der Tapes nicht wirklich, mir fiel es jedenfalls nicht einmal bei einem Band wie der 'Appetite For Destruction' auf - einem Album also, welches ich nun wirklich verdammt gut zu kennen glaube...
Zum Glück gab es aber ja noch meinen Emmaus-Fund von vor etwa vier Jahren: Ein dreiköpfiges Technics RS-BX606-Deck mit 'Direct Drive' (Quartzantrieb also) - meine Nachforschungen zeigten: Es läuft (typisch für einen solchen Antrieb, der natürlich auch gerne im Plattenspieler-Bereich zum Einsatz kommt) geradezu perfekt, es konnten keine irgendwie nennenswerten zeitlichen Abweichungen im Vergleich mit CD-Daten festgestellt werden. Und Bonus #2: Die Höhen sowie die Stereo"bühne" klang auch noch etwas präziser und weiter.
Es war also besiegelt: Das 505er-Deck wird ab sofort mein normales 'Playback'-Tapeparty-Deck und das 606er wird mein Flaggschiff für Digitalisierungsvorgänge, bei denen eben ein für alle Mal möglichst alles korrekt ablaufen sollte.

Munter machte ich mich also an das endlose Abspielen, Anhören und Nachbearbeiten (Tracktrennung, Einfaden vor dem ersten und Ausfaden nach dem letzten Track sowie natürlich dem Exportieren in 44100 Hz / 16 bit) weiterer Tapes - und damit die Aufgabe angesichts 150+ vorhandener Originalbänder auch ja nicht zu einfach würde, bestellte ich parallel via eBay noch eben zig "neue" Bänder dazu, die meinen Heißhunger auf Ausflüge mit meinem Walkman weiter anheiz(t)en...
(Die nachfolgende Auswahl ist nur ein Teil dieser Tapeattacke - krass ist aber, dass alle gezeigten Bänder vom Dachboden eines einzigen Privathändlers stammen - da hatte aber jemand in seiner Jugend mal so ziemlich meinen Musikgeschmack!)




Nun, das Procedere wird natürlich noch einige Zeit weiterlaufen (the tape rolls on forevermore!), doch immerhin sind die Grundbedingungen nun erfüllt: Die Decks sind überprüft und wieder an die Anlage angeschlossen (bzw. bereit, für weitere Aufnahmen mit dem PC verkabelt zu werden) und werden tatsächlich nun auch regelmäßig wieder benutzt (eine "Tapeparty" fand bereits erfolgreich letzten Freitag statt!). Gleichzeitig ist meine Lust am Sound und der Haptik dieses Mediums wieder neu entfacht und ich genieße (gerade bei Rockmusik-Tapes) die kompromisslose Mittenbetonung so einer MC...
Man sagt, dass ein guter Song alleine durch die Melodie getragen wird und daher auch ohne Produktionstricks auskommen kann - und ebenso würde ich (zumindest für Rockmusik) hinzufügen wollen: Die Action findet immer in der Mitte statt! Bratende Gitarren, nicht-Drop-D-Bässe und der Gesang sowie die Snare... dies alles macht einen guten Rock n' Roll-70s/80s-Sound aus. Glasklare, oft schon anstrengend tönende Cymbals, Becken und Sibilanten oder abgrundtiefe, bis zur Unkenntlichkeit getriggerte Kickdrums haben mich nie beeindruckt und werden von mir daher selbst auf etwas altersschwachen Tapes nicht sonderlich vermisst...

Und daher sieht meine Anlage nun insgesamt wieder so aus:
Tapedecks an die Spitze! - (und daher ganz oben zu finden) ;)



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